150 Jahre Industriegeschichte – der Ursprung
Am 16. Oktober 1871 beginnt die Geschichte der Askania-Werke. Zu diesem Termin gründet Carl Bamberg in der Linienstraße in Berlin die Firma „Carl Bamberg, Werkstätten für Präzisionsmechanik und Optik“. Das war das Stammhaus der späteren Askania AG und der Geräte- und Regler- Werke Teltow.
Carl Bamberg: 12.7.1847 – 04.06.1892 geb. in Kranichfeld/ Thüringen, Lehre bei Carl Zeiss in Jena, Studium in Jena und Berlin, Mechaniker und Optiker.Er war ein fähiger Konstrukteur, der schnell seine Kundschaft für wissenschaftliche Geräte fand.
Bereits 1872 trat die Generalität an ihn heran und erteilte den Auftrag für einen Kompass. Bamberg entwickelte daraufhin den modernen Flüssigkeitskompass, einen Magnetkompass. Vor dem Hintergrund der Umstellung der Schiffe in der Marine von Holz auf Stahl erhielt Bamberg von der Admiralität den Generalauftrag zur Lieferung aller nautischen Geräte. Er hatte den bis 1875 vollendeten Fluidkompass so gestaltet, das der Einfluss des eisernen Bootskörpers auf die Magnete des Kompass kompensiert wurde. Damit hatte er den Grundstein für das zukünftige zweite Arbeitsgebiet der nautischen Geräte gelegt und gleichzeitig den Weg für ein zukünftiges Arbeitsgebiet Luftfahrtgeräte bereitet.
Die rasche Entwicklung der Firma führte dazu, dass1888 ein neuer Firmensitz in Berlin- Friedenau errichtet wurde.
Carl Bamberg verstarb 1892 im Alter von nur 45 Jahren, danach wurde die Firma zunächst von seiner Frau und dann von seinem Sohn Paul weitergeführt. Mit dem Flug des ersten Zeppelins LZ1 im Jahr 1900 entstand das Arbeitsgebiet der Aeronautik. Die Erfahrungen aus der Nautik nutzte die Firma Bamberg und begann mit dem Einsatz der Kompasse die Ausstattung der Luftfahrt mit Navigationsgeräten.
1912 trat Max Roux, ein Neffe des Firmengründers, 25 Jahre alt, in das Unternehmen ein. Er wurde Chef der Firma und hatte diese Position bis 1945 inne. Unter der Leitung von Roux entwickelte sich die Firma von einem Handwerksbetrieb zu einem industriellen Großunternehmen.
Der 1.Weltkrieg (1914 – 1918) brachte dem Unternehmen einen großen Zuwachs durch die Rüstungsproduktion vor allem für die Marine und die entstandene Luftwaffe. Für den Einsatz der Geräte in den Motorflugzeugen erwies sich die Nähe zu den Unternehmen am Flugplatz Johannistal von erheblichem Vorteil. Insgesamt stieg die Belegschaft während des 1. Weltkriegs von 60 auf etwa 1000 Mitarbeiter.
Für die weitere Entwicklung der Firma erwies sich 1917 der Eintritt von Guido Wünsch in das Unternehmen, ein Studienfreund von Max Roux, von Bedeutung. Guido Wünsch war entscheidend an der weiteren technischen Entwicklung der Firma beteiligt, er wurde Vorstand für die technische Entwicklung. Er schuf 1919 eine Abteilung „Technische Messgeräte und selbstständige Regler“ und mit der Entwicklung des hydraulischen Strahlrohrreglers (1923) das erste für den robusten Einsatz in der Industrie geeignete Automatisierungssystem. Er erwarb selbst im laufe seiner Tätigkeit rund 500 Patente.
Die Erfahrungen der Firma Bamberg auf dem Gebiet der Messtechnik führten bei der „Deutschen Continental Gas AG“ zu der Überlegung, diese Erfahrungen auf die Gas- Messtechnik zu übertragen. Dieses Unternehmen war 1855 gegründet worden, um Deutschland von der englischen Industrie unabhängig zu machen, die bis dahin auch das Gasgeschäft in Deutschland betrieb. Neben der Errichtung von Gaswerken hatte man 1872 in Dessau die Centralwerkstatt gegründet, die Gasmesser und Gasgeräte herstellte. Durch die Verschmelzung der Firma „Carl Bamberg, Werkstätten für Präzisionsmechanik und Optik“ Berlin und der „Centralwerkstatt Dessau für Gasgeräte GmbH“ Dessau entstand 1921 die „Askania Werke AG“ Berlin.
Dass die neue Gesellschaft den Namen Askania annahm ist darauf zurückzuführen, das die Dessauer Erzeugnisse schon vorher unter dieser Wortmarke vertrieben wurden. Der Name leitet sich von dem in Dessau ansässigen Geschlecht der Askanier her. Das Gerätewerk Dessau als Hersteller von Gasgeräten wurde 1937 an Junkers verkauft.
Die Palette der Erzeugnisse der Askania AG Berlin umfasste in den 1920er Jahren folgende Bereiche:
* Luftfahrtgeräte
* Mess- und Automatisierungstechnik
* Nautische Geräte
* Kinotechnik und
* Feinmechanische und optische Geräte
Die Askania AG in Berlin hatte zum Kriegsende wenig Glück. Berlin Friedenau wurde am 27. April 1945 durch die sowjetische Armee besetzt. Die Fabriken lagen im späteren Amerikanischen Sektor. Vor der Übergabe an die Amerikaner im Juli erfolgte die komplette Demontage des Unternehmens und Einrichtungen, Unterlagen und führende Spezialisten wurden in die Sowjetunion gebracht. Unter den Spezialisten war auch der Luftfahrtspezialist Waldemar Möller.
Gleichzeitig verfügte die Sowjetische Militäradministration, dass sofort ein Zweigwerk in Teltow bei Berlin (Sowjetische Besatzungszone) zu errichten ist und Mitarbeiter aus Berlin mit umfangreichen Dokumentationen ihre Arbeit aufnehmen müssen. Gebäude und Maschinen in Teltow stellte die Sowjetische Militäradministration bereit. Das Zweigwerk nahm noch im Juli seine Arbeit mit der Realisierung von Sowjetischen Reparationslieferungen auf.
Askania in Berlin meldete am 21.6.1945 beim Magistrat von Berlin ein Gewerbe an und begann mit 50 alten Mitarbeitern wieder zu arbeiten.
Das Zweigwerk in Teltow wurde 1946 in ein Tochterunternehmen umgewandelt, die „Askania- Feinmechanik- Optik GmbH Teltow“. Die Deutsche Continental- Gas- Gesellschaft zeichnete 99% des Kapitals. Das Unternehmen wurde 1948 enteignet und in Volkseigentum überführt. Im Jahr 1954 wurde der VEB Mechanik Askania Teltow wegen einer Klage der Askania AG in „VEB Geräte- und Regler-Werke Teltow“ umbenannt.
Die Askania Werke AG Berlin wurden 1971 durch die SIEMENS AG übernommen und die selbstständige Existenz beendet. Der Firmenname wurde durch SIEMENS nicht weiter genutzt.
In der Nachfolge der Geräte- und -Regler Werke Teltow bestehen folgende Unternehmen:
* Der Anlagenbau der Geräte- und Regler – Werke Teltow wurde 1991 durch die SIEMENS AG
gekauft und 1992 mit dieser verschmolzen.
* Endress + Hauser Gmbh & Co. KG Betriebsstätte Stahnsdorf
* vemm-tec Messtechnik Potsdam
* Gerätewerk Treuenbrietzen
Die neue Askania AG
Seit Januar 2006 gibt es sie wieder, die Askania Werke in Berlin. Die neue Askania AG ist eine Uhrenmanufaktur, die seit dem Jahr 1900 bestehende Tradition der Askania Luftfahrtgeräte fortsetzt. Zu den vielfältigen Luftfahrtinstrumenten auch hochwertige Bord- und Pilotenuhren.
Die Pioniere der Luftfahrt nutzten diese Uhren für ihre Rekordflüge , bei denen sie die Uhren über der Kleidung am Arm oder am Oberschenkel trugen. Die Schaffung von präzisen mechanischen Meisterwerken in historischem und modernem Design hat sich die neue Askania AG als Aufgabe gestellt.
Literatur im Museum käuflich zu erwerben.
Buch: "Hydraulischen Regler zum Prozessleitsystem" Author Lothar Starke; 25,00 EUR
Broschüre: 140 Jahre Industriegeschichte der Region; Author Lothar Starke; 2,00 EUR
Broschüre: Industriekultur, Entwicklung der Arbeitswelt; Author Lothar Starke; 4,00 EUR
Broschüre: Entwicklung der deutschen Luftfahrtindustrie am Bodensee; 15,00 EUR
Broschüre: Erinnerungen an über 50 Jahre Halbleiterentwicklung in der Region; 10,00 EUR
und vieles mehr.
Literatur zum einsehen im Museum.
Beiträge zur Industriegeschichte der Stadt Teltow, Author Rolf Münzner, Gisela Piech