Industriemuseum Region Teltow e. V.

Industriemuseum und Informationszentrum Berufsorientierung

Entwicklung des Forschungsstandortes Teltow-Seehof

Spinnstoff-Fabrik AG Zehlendorf

Ausgangspunkt einer bis heute anhaltenden wissenschaftlichen Forschung in Teltow-Seehof war die Gründung einer Papierfabrik durch die Elberfelder Papierfabrik AG auf der Schönower Feldmark. Dieses Gelände liegt am Teltowkanal in Zehlendorf. Nachdem die Papierfabrik ihre Arbeit eingestellt hatte, gründete die Vereinigte Glanzstoff-Fabriken AG auf diesem Gelände 1919 die Spinnstoff-Fabrik AG Zehlendorf, im Volksmund „Spinne" genannt. In dieser Fabrik wurde Viskose-Kunstseide hergestellt.

Forschungs- und Patentzentrale der Vereinigten Glanzstoff-Fabriken AG

Gleichzeitig begannen die Vereinigten Glanzstoff-Fabriken nach einem neuen Standort für die Forschung zu suchen. Man fand im Jahr 1920 ein entsprechendes Gelände in Teltow-Seehof. Am 1. Juli 1921 begann an diesem Standort die Forschungs- und Patentzentrale der Vereinigten Glanzstoff-Fabriken AG mit ihrer Arbeit. Der Schwerpunkt dabei war die Chemiefaserforschung mit dem Hauptgebiet der Viskosefaser.
Besonders während des 2. Weltkrieges erlebten die Kunstfasern eine erste Blüte durch den Mangel an natürlichen Fasern. Während dieser Zeit hatte das Institut etwa 120 Mitarbeiter. Auch nach dem Ende des Krieges 1945 konnte die Arbeit zunächst in kleinem Rahmen weitergeführt werden, denn wegen holländischer Besitzanteile an den Vereinigten Glanzstoff-Werken erfolgte keine Enteignung, sondern eine treuhänderische Verwaltung.

Institut für Faserstoff-Forschung

Eine neue Entwicklungsetappe begann am 1.4.1949 mit der Gründung des Instituts für Faserstoff-Forschung der Akademie der Wissenschaften der DDR. Die Akademie wurde gleichzeitig Treuhänder der Liegenschaft. Mit dem Institut wurde eine wissenschaftliche Plattform für den Aufbau der Chemiefaser-Industrie der DDR geschaffen.

Das Institut hatte 1949 bereits wieder 122 Mitarbeiter und entwickelte sich bis 1961 auf 320 Mitarbeiter. Durch seine Forschungsergebnisse war es maßgeblich an der Erzeugnis- und Produktionsentwicklung der großen Unternehmen für Chemiefasern in Premnitz und Schwarza beteiligt. Der Ausbau der Forschung und ihre Ergebnisse wurden im Zeitraum 1949 bis 1968 maßgeblich von den Institutsdirektoren Prof. Dr. Erich Correns und Prof. Dr. Hermann Klare geprägt.

Institut für Polymerenchemie

Die Erweiterung der Forschungsinhalte führte zu einer Erweiterung der Aufgaben und des Profils. Der äußere Ausdruck dafür war die Umbenennung in „Institut für Polymerenchemie" der Akademie der Wissenschaften der DDR zum 1.1.1972. Das führte auch zu einer weiteren Vergrößerung des Instituts auf über 450 Mitarbeiter. Bekannte Produkte im Ergebnis der Forschung in Teltow-Seehof waren WOLPRYLA65 (Premnitz), Viskose-Supercordseide (Pirna) und als Produkt der Membranenforschung die „Künstliche Niere".

Integration in die deutsche Forschungslandschaft

  • Nach der Wende wurden die Forschungsbereiche des Instituts in die deutsche Forschungslandschaft integriert und gleichzeitig neu profiliert. für die Forschung wird heute in folgenden Einrichtungen weitergeführt: Fraunhofer Institut Angewandte Polymerforschung (IAP)
    Dieses international angesehene Institut hat jetzt seinen Sitz in Potsdam-Golm und wird ständig erweitert.
  • Fraunhofer-Einrichtung für Polymermaterialie und Composite PYCO Teltow-Seehof werden vorrangig Polymere für die Mikroelektronik entwickelt.
  • Zentrum für Biomaterialentwicklung (Teil der GKSS-Forschungszentrum Geesthacht GmbH)

Institut für Polymerchemie ( ab 01.07.2005)

Ein Forschungsschwerpunkt dieses Instituts  in Teltow-Seehof ist die Entwicklung von Materialien für die regenerative Medizin.:

Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung. Auch dieses Institut hat seinen Standort nach Potsdam-Golm verlegt.

In das Institut ist vor allem die Kolloidforschung aus Teltow-Seehof integriert.