Industriemuseum Region Teltow e. V.

Industriemuseum und Informationszentrum Berufsorientierung

Die Geschichte der Wasserver- und Entsorgung der Region

Wasser – treibende Kraft der Zivilisation

Um zu überleben, benötigt jede Zivilisation trinkbares Wasser. Schöpfte man das kostbare Nass in Urzeiten einfach aus dem nächstliegenden offenen Gewässer, kommen wir heute ohne leistungsfähige Pumpwerke kaum noch aus. Auch für die Entsorgung des verbrauchten Nasses sorgte einst die Natur. Hier waren es noch bis 1856 Notte, Nuthe, Nieplitz und Bäke, die unsere Abwässer in weite Ferne transportierten.

Mit einem Erlass des Königs Friedrich Wilhelm IV. vom 14. April 1856 begann die organisierte Abwasserentsorgung, in dem man die Fließgewässer so kanalisierte und ausbaute, dass sie schneller für den Abtransport der menschlichen Hinterlassenschaft sorgen konnten. 1898 forcierte Landrat von Stubenrauch den Ausbau einer Kanalisation für den nördlichen Raum Teltows. Im Ergebnis entstand der 1906 eröffnete Teltowkanal.

Bau des ersten regionalen Klärwerks in Stahnsdorf

Am 18. März 1905 bilden die Landgemeinden Wilmersdorf, Schmargendorf und Zehlendorf sowie die Stadtgemeinde Teltow einen gemeinsamen Kanalisationsverbund. Im gleichen Jahr beginnen die Bauarbeiten für das erste Klärwerk Stahnsdorf. Es wird wegen zu hoher Kosten 1923 wieder demontiert.

Erste Pumpwerke werden in Teltow und Stahnsdorf nötig, um den immer höheren Ansprüchen gerecht zu werden, denn der Wasserverbrauch wächst stetig. Auf 7,5 Kilometer wird das Kanalnetz der Region in diesem Jahr erweitert.

In Folge der Ausweitung Berlins wird im Jahr 1924 der Kanalisationsverbund wieder aufgelöst. Ein umfangreiches Vertragswerk regelt, dass Teltow die Berliner Anlagen weiter nutzen darf und zwar „auf ewige Zeiten gebührenfrei“.

1931 wurde das Klärwerk Stahnsdorf, seinerzeit das größte Europas, in Betrieb genommen, indem Abwässer aus dem Süden Berlins geklärt wurden und eine der ersten Anlagen zur Biogaserzeugung entstand.

Wie Gemeinden und Städte bis zum Kriegsbeginn immer weiter wachsen, so wächst auch das Netz der Kanalisation.

 

Trinkwasser aus Charlottenburg

Frisches Trinkwasser erhalten die Teltower, Kleinmachnower und Stahnsdorfer bis 1899 ausschließlich über eigene Brunnen. Dann jedoch beginnen die Charlottenburger Wasserwerke, die aus der 1872 gegründeten Westend-Gesellschaft hervorging, ihr Leitungsnetz in die Region auszudehnen. Für Verträge gab es wertvolle Vergünstigungen für öffentliche Zwecke, wie den Feuerlöschdienst, das Spülen von Kanälen und Bedürfnisanstalten sowie für das Bewässern von Grünanlagen. Mit seinen 3044 Einwohnern ließ sich 1899 Teltow ans Netz von „Charlotte Wasser“ – wie der Volksmund sagte - anschließen. Es folgten 1904 Stahnsdorf mit damals 1185 und 1906 Kleinmachnow mit ganzen 195 Einwohnern. 1920 umfasste das Wasserleitungsnetz bereits 19,5 Kilometer und die Feuerwehr konnte sich aus 130 Hydranten bedienen.

Als der Wasserpreis 1926 von 4 auf 34 Pfennige pro Kubikmeter stieg, war das der Anstoß zur Trennung von der Charlottenburger Monopolgesellschaft und zur Gründung der Teltower Kreiswasserwerke GmbH im Jahre 1929. Seinen Sitz fand das neue Unternehmen in Kleinmachnow.

 

Die Folgen des Krieges

Der zweite Weltkrieg machte einen großen Teil der wasserwirtschaftlichen Entwicklung wieder zunichte. Durch feindliche Bomben, aber auch durch Brückensprengungen der eigenen Wehrmacht gingen rund 40 Prozent der Leitungsnetze verloren. Doch der Wiederaufbau begann bereits am Tag der Kapitulation am 8. Mai 1945. Die Sicherung der Wasserver- und Entsorgung galt als vordringliche Aufgabe, um die Ausbreitung von Infektionskrankheiten zu verhindern und die wieder anlaufende Wirtschaftproduktion zu unterstützen.

1949 wird das Kommunal-Wirtschaftsunternehmen des Kreises Teltow (KWU) gebildet, dem auch das Teltower Kreiswasserwerk angegliedert wird. In Folge der Bodenreform und der Auflösung der fünf Länder der DDR werden 1951 die KWU wieder aufgelöst und die staatliche Zentralisierung setzt ein. 1963 werden die Vereinigten Volkseigenen Betriebe (VVB) Wasser- und Abwasserbehandlung (WAB) gebildet, die bald darauf zum VEB Wasser und Abwasser werden. Die Region um Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf zählt fortan zum VEB WAB Potsdam V.

Da der Staat in den 60er und 70er Jahren vor allem den Aufbau Berlins vorantrieb, fehlte es anderswo an Material und Arbeitskräften, und so stagnierte lange Zeit die Entwicklung des Leitungsnetzes, der Kanalisation und der Technik. Die Versorgung mit frischem Trinkwasser gestaltete sich in Spitzenzeiten daher immer schwieriger, teilweise musste tagsüber das Bewässern von Gärten verboten werden. 1972 waren im Kreis Potsdam-Land gerade einmal 67 Prozent der Bevölkerung an die zentrale Trinkwasserversorgung und nur 39 Prozent an die Kanalisation angeschlossen. Etwas Entlastung brachte schließlich 1973 ein neues Wasserwerk in Teltow und drei Jahre später das Kleinmachnower Wasserwerk.

 

Neuorientierung nach der Wende

1990 wandelt sich der VEB WAB Potsdam zur Kapitalgesellschaft Potsdamer Wasserversorgung und Abwasserbehandlungsunternehmen GmbH. Fast 87 Prozent der regionalen Haushalte waren zu diesem Zeitpunkt an das Trinkwassernetz und 52,4 Prozent an die Kanalisation angeschlossen.

 

Um die Interessen der Gemeinden einfließen zu lassen, folgte schließlich 1992 eine weitere Organisationsänderung. Es wurden die Wasser- und Abwasserzweckverbände „Der Teltow“ und „Mittelgraben“ gegründet, die ihrerseits ein Jahr darauf die Mittelmärkische Wasser- und Abwasser GmbH ins Leben riefen. Dieses neue Unternehmen gewährleistet seit 1994 im Auftrag beider Zweckverbände die Versorgung mit Trink- und die Entsorgung von Brauchwasser, ist für sämtliche baulichen Anlagen, aber auch für die organisatorischen Aufgaben und die Abrechnung verantwortlich.

Das neue Unternehmen steckte zunächst seine Energie und gewaltige Investitionen vor allem in die Erweiterung des Leitungsnetzes. Heute sind im WAZV „Der Teltow“ 99 Prozent der Bevölkerung an die zentrale Trinkwasserversorgung und 97 Prozent an die Kanalisation angeschlossen. Im ländlicher geprägten „Mittelgraben“ sind es 96, beziehungsweise 85 Prozent.

M. Bellack