Industriemuseum Region Teltow e. V.

Industriemuseum und Informationszentrum Berufsorientierung

Der Bau des Teltowkanals

Die ersten Ideen zum Bau einer Wasserwegverbindung zwischen der Spree und der Havel existierten bereits 1861. Ziel war es die stark beanspruchten Berliner Wasserstraßen zu entlasten, die Verbindung Elbe/Oder zu verkürzen, die Abwasserprobleme der Gemeinden im Süden Berlins zu lösen und sie wirtschaftlich anzuschließen. Vierzig Jahre später, im Jahre 1901, konnte endlich das langjährig geplante Projekt aufgrund der Initiative des Kreises Teltow und durch das besondere Engagement des Teltower Landrates Ernst von Stubenrauch realisiert werden.

1898      erhielt der Kreis Teltow die Genehmigung zum Bau des Teltowkanals

1900      erfolgte der erste Spatenstich im Babelsberger Park

1901      Baubeginn des Teltowkanals unter der Leitung des damaligen Landrates Ernst von Stubenrauch

Ingenieure und Bauarbeiter sahen sich größten Herausforderungen gegenüber gestellt. Die Trasse führte nicht nur durch Wiesen und Felder, sondern auch über Hügel, durch Sümpfe und unwegsames Gelände.

Unergründliche Sümpfe mussten mit Sanddämmen aufgeschüttet werden. Der bis zu 20m starke morastige Untergrund schob sich dadurch im angrenzenden Gelände nach. Unentwegt waren Arbeiter und Maschinen im Einsatz. Insgesamt mussten 13 Millionen m³ Boden bewegt werden. Zur Sicherstellung der termingerechten Fertigstellung wurden Nachtschichten eingeführt.

Über 10.000 Arbeiter waren am Bau beteiligt. Etwa die Hälfte der Arbeiter waren in Italien, Kroatien, Russland und anderen Ländern angeworben worden. Die Kanalbauer arbeiteten täglich, außer Sonntag, oft mehr als zehn Stunden. Sie waren starken körperlichen und psychischen Belastungen ausgesetzt. An vielen Trassenabschnitten kam man nur durch Handarbeit voran.

1905        Bau der Kleinmachnower Schleuse zum Ausgleich der Wasserstände zwischen Havel und Spree

Da die Spree und die Dahme auf der östlichen Seite des Kanals höher liegen als die Havel auf der westlichen Seite, musste eine „Stufe“ in Gestalt einer Schleuse eingebaut werden. Als Standort entschied man sich für Kleinmachnow. Die Ab- bzw. Aufstiegshöhe betrug 2,74 bis 3,33m.

Um die durch den Kanalbau zerstörten Wegeverbindungen zu ersetzen wurden 46 Straßen-, Wege- und Eisenbahnbrücken zur Überwindung der künstlichen Wasserstraße errichtet. Der Kanal- und der Brückenbau liefen parallel. Viele der Brücken besaßen schon damals hinsichtlich Aussehen und Namen Denkmalfunktion, so u.a. die Stubenrauch- und Knesebeckbrücke.

Am 2. Juni 1906 wurde der Kanal nach fast 6-jähriger Bauzeit mit einem volksfest-ähnlichen Spektakel unter dem Motto „Seiner Majestät zu Ehren und der Mark zum Nutzen“ eröffnet.

Auf dem Bild nähert sich das Kaiserschiff „Alexandria“ dem über den Kanal gespannten Band, welches diesen symbolisch schloss.

Um die Kanalufer vor Unterspülung zu schützen und um das Aufwirbeln des Untergrundes zu verhindern, besann man sich der seit Jahrhunderten gebräuchlichen Methode des Treidelns. Anstelle der von Menschen, Pferden und Ochsen mühevoll aufgebrachten Schleppkraft wurde ein Treidelbahnbetrieb mit Elektrolokomotiven geschaffen.

Die Häfen entlang des 38 km langen Kanals entwickelten sich schnell zu unverzichtbaren Umschlagplätzen mit hoher Leistungsfähigkeit. Es entstanden  große Lagerhäuser, Wohn- und Fabrikanlagen.

Der Kanalbau ging mit noch nie zuvor üblichen Eingriffen in die Umwelt einher. Diesem Umstand wurde zu damaliger Zeit nur wenig Beachtung beigemessen. Rechtfertigung fand das Unternehmen in seiner Wirtschaftlichkeit, der Bereicherung des Landschaftsbildes und in seiner Eigenschaft als Touristenmagnet.

Während des Krieges kam der Schiffsverkehr durch versenkte Schiffe und Ladekähne sowie durch zerstörte Brücken fast völlig zum Erliegen. Insgesamt wurden 47 Brücken zerstört bzw. unbenutzbar. Im Kanal wurden Unmengen an Waffen, Munition, Kriegsfahrzeugen, Müll und Schutt entsorgt. Die Schleuse blieb wie ein Wunder unversehrt.